Tief verwurzelt und hoch hinaus

 

Hermann Pretzl über die richtige Motivation der Mitarbeiter:innen, High-Tech und die Liebe zur Natur.

Geschäftsführer, COO TEAM 7 Natürlich Wohnen GmbH

 
 
 

Sie sind schon früh mit Holz in Berührung gekommen.

... Ja, auf dem Bauernhof meiner Eltern. Wir hatten auch einen Wald. Ich bin also damit aufgewachsen. Außerdem gab es in der Familie ein Sägewerk.

Was war das für ein Gefühl?

Sehr bodenständig, sehr erdig. Holz hat mich immer begleitet. Auch in der Ausbildung bin ich diesem Naturwerkstoff treu geblieben.

Heute sind Sie Manager. Was hat sich dadurch verändert – Stichwort: Verantwortung?

Ich fühle jetzt nicht, dass ich dadurch große Last auf meinen Schultern trage. Ich übernehme einfach gerne Verantwortung. Auch im Beruf bin ich früh in verantwortungsvolle Positionen hineingewachsen und habe das stets als Teil meines Lebens empfunden. Es macht mir Freude, immer wieder Menschen kennenzulernen und für den gemeinsamen Weg zu begeistern.

Viele sagen, die wichtigste Aufgabe eines Managers sei, Aufgaben zu delegieren.

Das ist richtig. Ich habe viele Jobs wieder abgegeben, weil ich immer wieder neue Dinge machen wollte. Wenn du wachsen willst, brauchst du natürlich Menschen, die diese Aufgaben übernehmen. Seit 1989 bin ich bei TEAM 7. Damals suchte der Gründer einen Produktionsleiter für das Plattenwerk.

Wie war das damals?

Sehr spannend, weil wir damals eigentlich nicht wussten, wie man Platten aus Laubholz richtig produziert. Das war zu der Zeit noch kein Thema in der Ausbildung. Für mich war das totales Neuland, und daraus haben wir, denke ich, europaweit das erfolgreichste Plattenwerk für Laubholz entwickelt. Das macht uns auch als Möbelhersteller so stark.

Grundlagenforschung in Holz

Was ist das Besondere an ALFA?

Die enorm hohe Qualität in jeder Variante unserer Platten. Geringe Stärken in großen Dimensionen, die sich nicht verziehen. Das kann uns kein Tischler nachmachen. Wir beschäftigen uns nicht nur mit Holz an sich, sondern fragen: Wie geht es handwerklich weiter, wie ingenieursmäßig und wissenschaftlich? Seit 20 Jahren sind wir mit dem Kompetenzzentrum Holz, das Grundlagenforschung betreibt, in  Verbindung. Gemeinsam gelingt es uns immer wieder, richtungsweisende Innovationen zu entwickeln.

Wie muss man sich das vorstellen: Grundlagenforschung in Holz?

Es geht um harte Wissenschaft: Wie verändert sich die Farbe, wie funktionieren Trocknungsprozesse, wie verändern sich Leim und Oberflächen? Solche Themen lassen wir wissenschaftlich begleiten. Holz bleibt aber immer auch der Werkstoff, mit dem ich aufgewachsen bin, den ich liebe, ein Stück Selbstverständlichkeit.

Inzwischen ist Holz aber nicht mehr so selbstverständlich. Holz ist knapp und teuer.

Jetzt ist entscheidend, dass wir das Maximale aus dem Material rausholen. Das ist unsere neue Management-Herausforderung und der Schlüssel zur Effizienz.

Effizienz, die zugleich nachhaltig ist ...

... das ist ein wesentlicher Punkt. Wir müssen den ganzen Prozess vom Baum bis zum fertigen Produkt begleiten und eine klare Vorstellung definieren, wie man den Rohstoff Holz bearbeitet. Wie in jeder Wertschöpfungskette gibt es auch in unserer Verluste. Es braucht eine nachhaltige Idee, wie man mit Holz im Sägewerk umgeht, wie man es lagert und transportiert.

 
 
 
 

Wir trocknen es so, dass die farbliche Reinheit, die der Baum hat, bis zum fertigen Produkt bestehen bleibt und sehr ressourcenschonend damit gearbeitet werden kann. Das reicht bis hin zu den Maschinen- und Werkzeugtechniken, die speziell auf unsere Holzarten abgestimmt sind und nicht außer Haus gegeben werden. Sogar das Schärfen erledigen wir selbst.

Nachhaltigkeit und Innovation –

wie passt das zusammen?

Sehr gut. Innovation misst sich bei uns nach gesteigerter Ausbeute, und wir arbeiten Jahr für Jahr daran, das Holz sinn- und wertvoller zu nutzen. Den Erfolg belegen unsere Zahlen. Wir haben die notwendige Erfahrung, das Ingenieurswissen und die dazugehörige Forschung, die wir in unsere Systeme einfließen lassen, um das Optimum aus unseren Holzressourcen herauszuholen.

Aber jeder Baum ist irgendwann physikalisch erschöpft. Man kann ihn nicht größer machen als er ist.

Stimmt. Wir setzen daher auf eine ressourcenschonende Verwendung des Rohmaterials und extrem hohe Ausbeutewerte.

Zudem glaube ich, dass wir am Markt in Bereiche kommen, wo der Konsum umschlägt. Wir werden aber auch bei dieser Entwicklung Vorreiter sein, weil wir dafür Innovationen haben. Wir haben tolle Produkte, wir haben Design, wir haben Marke, wir haben Know-how, und wir bemühen uns um unsere Kunden und unsere Händler. Wir geben dem Holz jetzt schon den Stellenwert, der ihm gebührt!

Mitarbeiter:innen sind ...

... der entscheidende Faktor. Da haben wir eine klare

Vorstellung, wie wir sie mitnehmen. Bei TEAM 7 sind inzwischen mehr als 730 Mitarbeiter:innen beschäftigt. Es gibt eine komplexe Struktur vom Rohmaterial bis zum fertigen Produkt. Dazu braucht es natürlich in allen Bereichen verantwortungsbewusste Mitarbeiter:innen. Alle unsere Führungskräfte haben sich intern weiterentwickelt und wurden für diese Aufgaben ausgebildet. Vom Lehrling über den Meister oder direkt durch verschiedene Trainee-Programme hinein in die Führungspositionen. Wir haben keine einzige Führungskraft von außen abgeworben.

Wie hat ALFA die Pandemie überstanden?

Sehr gut. Ein Erfolgstreiber ist, dass wir die ganze Zeit liefern konnten und weiterhin können. Wir liefern trotz Lieferengpässen alles, was der Markt braucht: Woche für Woche zwischen 100 und 200 Einzelaufträge. Auf Maß und Wunsch. Dank des größten Edelholzlagers Europas produzieren wir jedes Einzelteil auftragsbezogen.

Die Liefertreue liegt bei 98 Prozent. Das ist absolut einzigartig. Unsere Fertigung funktioniert zuverlässig wie ein Uhrwerk. Unsere Partner schätzen das sehr. Das ist eine ganz große Stärke von uns, die wir ständig weiterentwickeln. Wir sprechen von Handschlagqualität und absoluter Zuverlässigkeit für jeden unserer Partner bis hin zu Größen wie Steinway.

Steinway Flügel?

Steinway fertigt für mich ein absolutes Luxusprodukt, und wir sind einer der wichtigsten Lieferanten geworden. Das hat auch mit unserer Qualität und der Liefertreue zu tun.

Was würden Sie bei Ihren Führungskräften nicht verzeihen?

Illoyalität. Das Wichtigste ist eben nicht nur das Holz, sondern es sind auch die Mitarbeiter:innen, dass man die richtigen Leute am richtigen Ort hat. Das ist wie in der Fußball Champions League. Wir gewinnen nicht mit der Mannschaft, die die technisch besten Einzelspieler im Team hat, sondern mit der, die am besten zusammenspielt. Die extreme Komplexität bringt auch eine Riesenchance für junge Menschen. Wir haben mechanische Themen, wir haben Ingenieurswesen, Vertrieb und kaufmännische Ausbildung, Design, Konstruktion und Einkauf. Es gibt also viele Möglichkeiten und ständig neue Chancen, sich zu entwickeln.

Heute sind es mehr als 730 Mitarbeiter:innen. Haben Sie noch zu jedem/jeder einen direkten Kontakt?

Absolut. Jede/r wird gleich behandelt, da gibt es keinen Unterschied. Wir brauchen alle und wollen auch alle im Team haben.

Das heißt, die Tür ist offen, trotz aller Termine?

Natürlich habe ich einen vollen Terminkalender. Aber ich kümmere mich um die Leute und will auch, dass meine Führungskräfte alle Mitarbeiter:innen unterstützen. Wir hatten eine Phase in der Corona-Pandemie, bei der ein großer Teil der Belegschaft fehlte. Dennoch konnten wir weiter liefern. Das ist nur mit einer sehr guten und motivierten Mannschaft möglich.

Klingt nach einer 70 bis 80 Stunden Woche.

Nein, überhaupt nicht. Entscheidend ist, dass man Dinge wieder abgeben kann und dass man Mitarbeiter:innen findet, die diesen Weg mitgehen. Ich nutze die freie Zeit für sportliche Aktivitäten. Am liebsten für Wanderungen.

Hat das noch eine andere Dimension?

Durchaus. Am Berg geht es Schritt für Schritt. Gehen hat etwas Meditatives, ist gut für den Körper und für den Geist. Das gilt übrigens auch für unser Unternehmen: Schritt für Schritt muss man die Leute mitnehmen.

Und was ist der nächste Schritt für ALFA?

Der nächste Schritt ist immer der Entscheidende. Da ist nichts abgeschlossen, wir stehen immer am Anfang des weiteren Weges. Wie bei den Architekten und Architektinnen. Das sind Individualisten, und wir liefern genau das, was sie wünschen. ALFA bedeutet Freiheit in der Gestaltung – pure Architektur.

 
 

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