Aus Liebe zum Holz.

 

Die Liebe zum Holz wurde mir wohl in die Wiege gelegt.

3-Schichtplatte, EICHE

Designer Stefan Radinger baut für seine Familie einen Vierseithof im Waldviertel um. Dabei verbindet er souverän Altes und Neues.

 
 
 

Eigentlich wolltet Ihr in Linz eine Wohnung suchen. Was ist passiert?

Wir hatten schon einen Blick Richtung Altbauwohnung im Dachgeschoss geworfen. Aber dann kam uns mein Schwiegervater zuvor und bot uns an, den alten Vierseithof der Familie zu übernehmen.

Du bist Designer. Was hat Dich am Umbau gereizt?

Nun ja, eine Grundausbildung in Innenarchitektur inklusive Bautechnik hatte ich schon absolviert, aber mein Interesse lag damals mehr auf Einzelmöbeln und Produkten. Als ich für Team7 und walden Möbel gestaltete, die mit dem Kontext harmonieren sollten, öffnete sich mein Weg in diese Richtung, und spätestens als ich mich mit dem Grundriss des Hofs auseinandersetzte, hat es gefunkt.

Das kann man wohl sagen. Stammen alle Details von Dir?

Sofern die Details nicht schon im Altbestand waren, sind alle Details von mir. Vor dem Umbau abzuwägen, welche Details schon gut sind, welche Feinschliff brauchen und welche noch hineinzupacken sind, war eines der schönsten Projekte, die ich bisher umgesetzt habe.


Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Der Umbau bietet eine überzeugende Verbindung von Alt und Neu, dazu einen respektvollen Umgang mit dem baukulturellen Erbe.

Wir wollten bei allen notwendigen Sanierungs- und Umbaumaßnahmen immer den Charakter des Vierseithofs erhalten, aber dennoch Elemente erneuern, die entweder aus bautechnischer Sicht mangelhaft waren oder aus ästhetischer Sicht angepasst werden mussten.

Kannst Du ein Beispiel geben?

Die Decke. Wir wussten, dass sich hinter einer Holzverschalung aus klassischen Nut-Feder-Brettern eine Dippelbaum-Decke befand. Diese wollten wir sichtbar machen. Leider sahen wir bei der Freilegung, dass sie aufgrund eines undichten Kamins morsch war, daher entschieden wir uns für eine neue Ziegeldecke oberhalb der Nassräume und für eine neue Holzdecke aus massiver Eiche im Wohnbereich.

Die Vorliebe für Holz hattest Du schon immer?

Die wurde mir wohl in die Wiege gelegt. Meine Eltern setzten schon immer auf Holz, bei der gesamten Inneneinrichtung, von der Küche bis zur Tür. Ich war also immer schon mit Massivholz in Berührung. Den geschärften Blick und das Bewusstsein bekam ich dann aber ohne Zweifel bei meinen ersten Arbeiten für Team7 und walden.

Wie lebt es sich hier auf dem Land?

Großartig. Meine Frau und ich sind auf dem Land groß geworden, zum Studium in die Stadt gezogen, wo wir uns eigentlich wohl fühlten, bis die Kinder kamen. Da wurde uns bewusst, dass uns etwas fehlt.

Im Vordergrund standen das Wohlbefinden der Familie, aber auch die Umwelt und die Nachbarn …

... Wir haben mit dem Nachbarn eine Kläranlage für das Abwasser der Gebäude errichtet und unsere Gebäude an seine neue Hackschnitzelheizung angeschlossen. Das Dorf wird übrigens von einer eigenen Quelle gespeist, die wir gemeinsam genossenschaftlich verwalten.

Wieviel Arbeit steckt in dem Hof?

Hmm, nächste Frage ...

So viel?

Wenn ich die Stunden grob hochrechne, werden es so 4000 sein, die ich bisher an Arbeit (körperlich wie geistig) in den Hof gesteckt habe. Da sind die Stunden meines Vaters, der mich regelmäßig begleitet hat, noch nicht dabei. Und die der Professionisten auch nicht.

Und wann seid Ihr fertig?

Bei dieser Frage sag ich immer 2029, meine Frau würde sagen: nie. Es ist halt eine eine never-ending story. Scherz beiseite. Das Wohngebäude ist so gut wie fertig, der Innenhof und der Garten fügen sich auch schon ganz gut in das Gesamtbild. Der Kuhstall wurde schon zu Beginn mit einem neuen Fundament, Bodenplatte und Fußbodenheizung ausgestattet. Darauf aufbauend sollte dieser, konvertiert als Atelier/Büro, als nächstes fertig gestellt werden.

Und dann ...

... gibt es den Saustall, der sich noch in der Ideenfindungsphase befindet: vom aufgestockten Glashaus, über eine Steinsauna bis zum Stall, damit wir Platz haben, falls die Kinder dann doch mal ein Pony wollen.

 
Die alten Stein- und Lehmmauern hatten einen besonderen Reiz für uns.
— Stefan Radinger

ÜBER DAS PROJEKT

Typ

Architektur

Ort

Pögstall

Architektur

Stefan Radinger

Datum der Fertigstellung

2021

Fotografie/Visualisierung

© Stefan Radinger

 
 

Bei den Wänden und Türen im hinteren Bereich des Wohngebäudes entschieden wir uns für schlichte Eiche.

Eine 50 Millimeter starke Sandwichplatte von ALFA erlaubte uns, Pivot-Beschläge für die Türen auszufräsen. Diese minimalistische Lösung bildet den perfekten Gegenpol zu den krummen weißen Wänden. Alle Griffe aus Metallblech ließen wir nach unseren Vorstellungen vom örtlichen Schlosser fertigen. Der alte Gewölbekeller aus gebrannten Ziegeln war eines der Elemente, die wir so ursprünglich wie möglich lassen wollten. Wir ersetzten die alte Tür durch eine Metall- und Glastür mit Isolierglas, um schon von außen, quasi im Vorbeigehen, den Keller zu sehen.

 
 
 

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